Minileseprobe zu "Wer zum Teufel ist Butterblume?"

Minileseprobe der Woche 37


Wer zum Teufel ist Butterblume? - Magisches Geflüster


Tom ließ sich in den Sitz fallen und atmete erleichtert aus. Er war fast am Ziel, in wenigen Stunden würde sein neues ruhiges Leben beginnen. Es konnte nur besser werden, in jeder Hinsicht. Seine Arbeit an der Börse war jetzt schon nur noch eine unwillkommene Erinnerung – Stress pur. Aber gutes Geld, da ging kein Weg dran vorbei. Tom hatte sich in den letzten Jahren ein Vermögen zusammengeackert. Doch zu welchem Preis?

Der Zusammenbruch kam, als die Kopfschmerzen unerträglich wurden. Und dann die niederschmetternde Diagnose: Hirntumor. Arbeitsausfall, Krankenhaus, OP, Bestrahlung – mit seinen knapp vierzig Jahren war er nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen. Er hatte nach der Entfernung des Tumors neu sprechen lernen müssen, war heute nur noch bedingt belastbar und seine Konzentrationsspanne glich der einer Amöbe. Jeglicher Stress war seitdem Gift für Tom. Es wurde ihm unmissverständlich nahe gelegt, dass er nicht nur kürzertreten, sondern sein Leben radikal umstellen müsse. Nichts würde mehr sein, wie es einmal war.

Da zeigte Gary ihm eine Finca, die zum Verkauf stand. Direkt am Meer, mit einem kleinen Weinberg und ein wenig Land. Ein Traum, weit ab von der Welt, die ihm bekannt war.

»Hier kannst du zur Ruhe kommen«, hatte Gary voller Enthusiasmus gesagt. »Wir keltern unseren eigenen Wein, halten uns ein paar Ziegen für hauseigenen Käse und bieten Urlaub für Touristen an, Whalewatching inklusive!«

»Whalewatching?«, Tom erinnerte sich gut, wie verwirrt er gewesen war. Was war ihm entgangen? »Spanien?«, hatte er vorsichtig gefragt und dabei gehofft, dass sein Unverständnis nicht wieder auf einer Gedächtnislücke aufgrund seiner Operation beruhte.

»Nicht Spanien, Tom, Portugal! Die Azoren gehören zu Portugal.«

Azoren? Moment mal, davon hatte Gary aber noch nichts gesagt, oder?

»Wann wolltest du mir sagen, dass dieser Traum auf den Azoren liegt?«, pokerte er und hoffte, dass sein Gedächtnis ihn nicht belog.

Gary grinste breit. »Wenn du dafür bereit wärst!«

»Ach, und jetzt bin ich das?«, Tom sah Gary vorwurfsvoll an. Gary ignorierte das und strahlte.« Wale und Delphine! Die Finca hat zwei extra Apartments, das ist perfekt! Wir kaufen uns ein Boot und fahren Touristen hinaus aufs Meer. Eine Arbeit wie täglich Urlaub, und uns kommt unsere Vergangenheit als Rettungsschwimmer zugute. Wir haben sogar schon beide den Bootsführerschein. Na, was sagst du?« Gary lehnte sich sichtlich begeistert im Stuhl zurück und nahm einen ordentlichen Schluck Bier. »Nur du und ich. Du müsstest dann allerdings ohne dein kleines Betthäschen auskommen«, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.

Tom verdrehte die Augen. Melissa war nun wirklich nicht das Problem. Er wusste ganz genau, dass sie nichts für die Zukunft war. Die Kleine war scharf, aber genauso scharf war sie auch auf sein Geld, da machte sich Tom nichts vor, egal, wie üppig ihre Oberweite und wie schmollend ihr Mund auch waren.


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