Marita Sydow Hamann bei Frank Elstner: Erfahrungsbericht

Am 06.06.2015 war ich Gast bei Menschen der Woche mit Frank Elstner, dem Erfinder von „Wetten, dass …“.

Ein fantastisches Abenteuer, das ich nicht missen möchte – trotz einiger widriger Umstände.

In diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrung berichten. Ich war das erste Mal im Fernsehen! :D Ich, die Frau, die in Schweden im Wald wohnt und Bücher schreibt.


Vorab muss ich kurz darauf eingehen, dass ich krank bin. Bisher habe ich auf Facebook und Co bewusst darauf verzichtet, das zu erwähnen. Ich habe nie gepostet wie schlecht es mir doch geht, denn meiner Meinung nach ist soetwas kontraproduktiv – und zwar hauptsächlich für mich selbst, denn es geht einem niemals besser, wenn man sich ständig beklagt. Ganz im Gegenteil, es ist eher umgekehrt. Denkt man ständig über seine Probleme nach, werden sie intensiver empfunden. Die beste Möglichkeit mit Krankheiten zu leben, ist, seine Gedanken „abzuleiten“ – also sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Mit etwas, das man trotz Krankheit hinbekommt und das einem Freude bereitet. Es soll einen auf andere Gedanken bringen, bei mir ist es das Schreiben.

Deshalb nur ganz kurz: Ich bin Histaminintolerant (HIT). Wer wissen will, was das genau beinhaltet, der kann sich hier schlau machen. Eine ausführlichere Seite über HIT habe ich nirgends gefunden.

Histaminintoleranz (SIGHI)

Und mir fehlen genetisch bedingt einige Enzyme, die für die Entgiftung des Körpers zuständig sind. Noch dazu verrichten andere Mechanismen ihren Job nicht korrekt. Beides führt zu Vergiftungssymptomen.

Vor diesem Hintergrund versteht sicher jeder, der ungefähr abschätzen kann, was so etwas mit sich bring, dass Reisen für mich eine Tortur ist. Umweltgifte gibt es einfach überall, und diese machen mich krank. (Beitrag: Wenn der Körper dich im Stich lässt)

 

Ich lebe in Schweden, in Småland, dem Pipi Langstrumpfland, Ziel war Baden-Baden im Südwesten Deutschlands.

Ich entschied mich für den Zug, da (so seltsam es klingt) die gesamte Reisezeit mit dem Flugzeug, mit Umsteigen und Warten auf den nächsten Flug usw., tatsächlich auch nicht viel kürzer gewesen wäre, als mit der Bahn. Und Menschen mit diversen Parfüms gibt es sowohl auf Flughäfen/im Flugzeug als auch auf Bahnhöfen und im Zug. Zugvorteil: Man kann sich zur Not auch im Gang an den Türen auf den Boden setzten, was ich auch tun musste, denn in meinem Abteil hatte sich eine Frau so sehr einparfümiert, dass mich bereits im Zug das Würgen packte. Normalerweise schlagen die Vergiftungssymptome bei mir erst einige Stunden später so richtig zu.

 

Reiseroute 4.6.2015: Auto bis Älmhult. Zug von Älmhult nach Kopenhagen (dieser Teil ist immer gleich, bis Kopenhagen geht kein Flug). Kopenhagen nach Hamburg. Im Hamburg habe ich bei einem Freund übernachtet (und die ganze Nacht mit Symptomen einer Magen-Darm-Grippe verbracht: Vergiftung…)

5.6.: Bus zum Bahnhof. Dann Hamburg – Baden-Baden. Dort empfingen mich 35 Grad, ich dachte mich erschlägt es!

Zum Glück hatte ich auch zwei Sommerkleider dabei, bei uns in Schweden hatten wir nur 10 Grad …

 

Das Hotel Am Magnetberg liegt nicht am Berg sondern hoch oben, mit steilen Straßen nach unten in die Stadt.

Da ich nur eine sehr kleine Lebendmittelauswahl habe (HIT und Allergien) und noch dazu Bio essen muss (Vergiftungsproblematik) kann ich nicht auswärts essen. Also suchte ich mir den nächsten Bioladen und floss dabei vor Hitze weg. Ich kann nur sagen: Baden-Baden ist eine beschauliche Stadt mit sehr netten Menschen! Ich stieß überall auf Hilfsbereitschaft und freudestrahlende Gesichter. Letzteres hauptsächlich von Männern. Ob das wohl daran lag, dass ich in das eine Sommerkleid nur ohne BH reinpasse? …

Nein, im ernst: Ich habe wirklich nur liebe, hilfsbereite Menschen getroffen. Und hiermit möchte ich mich ganz besonders bei einer Frau bedanken: Als ich im Bioladen an der Kasse stand, kam ich mit der Verkäuferin und einer Kundin ins Gespräch. Als ich erwähnte, dass ich bei dieser Hitze noch ganz hinauf ins Hotel müsste, sagte die liebe Kundin doch tatsächlich: „Nein, bei der Hitze dort hinauf? Ich fahr Sie kurz rum, mein Auto parkt direkt vor der Tür!“

Ist das nicht unglaublich lieb? Ich war und bin ihr unendlich dankbar, denn mein Kreislauf war nach der Horroranreise eh schon angeschlagen und ich kurz vor dem Kollaps. Wir haben uns noch sehr nett unterhalten. Vielen Dank!

 

Nach einer weiteren anstrengenden Nacht nutzte ich den Tag, um mich auf dem Hotelzimmer auszuruhen. So sah ich zwar nichts mehr von Baden-Baden, doch einigermaßen fit zur Show zu erscheinen, erschien mir doch um einiges wichtiger.

Da es immer noch unerträglich warm war, tat sich ein Problem auf: die Kleiderfrage!

Für die Show geplant hatte ich Jeans und einen dünnen langärmlichen Pullover, doch ich schwitzte ja nackt schon aus allen Poren! Also rief ich in der Redaktion an und fragte, wie warm sie es denn dort hätten …

Sehr warm, war die Antwort. Irgendwie ist es wohl schwierig, das alte E-Werk zu klimatisieren – dort findet die Show statt. Noch dazu fahren sie die Klimaanlage offenbar während der Show runter, da sie zu laut ist.

OK, das BH-lose Kleid fiel aus. Ich dachte mir, dass es wohl nicht so gut käme, wenn eine Kinder- und Jugendbuchautorin ohne BH von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit erzählt …

Ich hatte noch ein mindestens zehn Jahre altes schlichtgrünes Sommerkleid mit. Oft getragen, oft gewaschen, der Stoff bereits so dünn, dass er an einigen Stellen durchsichtig ist. Zum Glück hatte ich keine Kraft, um in Panik zu geraten. Ich war zu sehr damit beschäftigt, vor Hitze nicht zu kollabieren. Es hat also auch seine Vorteile, krank zu sein … ;o)) Resignierend bügelte ich das alte Kleid auf, packte es ein und zog das BH-lose an, um nicht schon mit Schweißflecken im Sender aufzutauchen.

 

Ich wurde von einem schwarzen, großen Auto abgeholt, :o) sehr netter Chauffeur, und von meiner Ansprechpartnerin aus der Redaktion - meiner guten Fee - einer liebenswerten, sehr kompetenten Frau, in Empfang genommen.

„Aber das Kleid ist doch hübsch!“, sagte sie zur Begrüßung. (Ich hatte ihr ja von meinem Dilemma erzählt)

„Äh …, tja, da habe ich keinen BH drunter …“

„Oh, das sieht man aber gar nicht!“

Ein breit grinsender Mann im Hintergrund, sagte mir eindeutig, dass ich mich für die Show mit der Wahl des alten Kleides richtig entschieden hatte. Männer haben doch einen ganz andern Blick auf solche „Sachen“, als wir Frauen …

 

Meine gute Fee zeigte mir dann ganz genau, wo ich mich während der Show hinzusetzen hatte, erklärte, wann ich aufstehen sollte und auf welche Seite ich mich später Frank Elstner gegenübersetzen musste. Einmal Probesitzen. :o)) Der Stuhl war bequem, die Stufen dort hinauf machten mir, bei meinem Talent über meine eigenen Füße zu stolpern, mehr Sorgen.

 

Danach war ein Vorgespräch mit Frank Elstner an der Reihe. Er begrüßte alle Interviewgäste persönlich, und führte ein kurzes Gespräch, um die Personenchemie zu checken.

Was für ein sympathischer und herzlicher Mensch! Ich freue mich wirklich sehr, dass ich ihn kennen lernen durfte – so offen, bodenständig und voller Wärme. Einen besseren Gesprächspartner für meinen aller ersten Fernsehauftritt hätte ich mir nicht wünschen können.

Vielen Dank, Herr Elstner, dass es jemanden wie Sie in der heutigen Fernsehlandschaft, von jeder haut jeden in die Pfanne, noch gibt!

Und noch eine kleine Anekdote: Während des Vorgesprächs beugte Herr Elstner sich zu mir vor und musterte mein Gesicht akribisch. Ich dachte gerade, na, was kommt jetzt? Da sagte er (sinngemäß, den genauen Wortlaut habe ich mir nicht gemerkt): „Nach allem was Sie durchmachen und in Ihrem Alter …“ Er kam noch näher. „Aber Sie haben nicht eine Falte!“

Ich lachte laut los. „Ich glaube, Sie brauchen eine neue Brille!“

Typisch meine vorlaute Schnauzte. Zum Glück hat er auch geschmunzelt.

 

In der Garderobe bestätigte die für die Outfits zuständige Dame dann meine Wahl des Kleides. Dann wurden mir noch die Träger am BH festgenäht, damit nichts verrutscht und schon ging es in die Maske. :o)

Ich schminke mich sonst nie. Zum einen finde ich es zu anstrengend, zum anderen: Gifte!

Die wirklich nette Visagistin hatte gerade einmal die „Grundierung“ fertig, da fing ich an zu husten. Da wir nicht wussten, ob es am Makeup lag, oder an anderen „Düften“ im Raum, beließen wir es dabei und sie trug nur noch etwas Wimperntusche auf.

Hiermit bedanke ich mich ganz herzlich beim gesamten Team rund um die Show. Ihr wart fantastisch!

 

In der Maske traf ich auch auf Verena Bentele, 12-fache Paraolympic-Goldmedaillen-Gewinnerin und eine wunderbare Frau – ganz natürlich, ganz mein Freundinnentyp. Wir haben uns sofort gut verstanden.

 

Dann wurde ich noch verkabelt und schon ging es los!

Verena und ich saßen am selben Tisch und unterhielten uns leise, bis Frank Elstner auf die Bühne trat und die Show begann. Wie die verlief könnt ihr diese Woche noch unter folgendem Link anschauen. :o) Und ich bin nicht gestolpert! Anfangs war ich noch recht nervös, doch beim Reden legte sich das schnell. Irgendwie hab ich es überlebt und tatsächlich zusammenhängende Sätze von mir gegeben. :D

In der Mediathek vom SWR konnte man die Sendung noch eine Woche lang sehen, nun ist der Beitrag weg.

Doch ich soll einen Mitschnitt bekommen, auf den warte ich nun. Sobald ich den habe, lade ich ihn hier hoch.

 

 

Martin Suter, ich und Victoria Wagner, die für eine Schülerzeitschrift schreibt. Dafür entstand dieses Foto.
Martin Suter, ich und Victoria Wagner, die für eine Schülerzeitschrift schreibt. Dafür entstand dieses Foto.

Nach der Show trafen sich alle noch einmal, tranken etwas und plauderten ungezwungen. Frank Elstner ging herum und verabschiedete sich persönlich und sehr herzlich.

Ich unterhielt mich mit vielen netten Menschen, es wurden Fotos gemacht und gelacht. Dort traf ich auch Martin Suter – ein ruhiger, etwas zurückhaltender Mann, der privat hinter der Bühne meiner Meinung nach noch sympathischer rüberkam, als beim Auftritt selbst. Ich mochte ihn, obwohl ich Schwierigkeiten hatte, bei seiner typisch schweizerischen sehr laaaaangsamen Art zu reden, bei der Stange zu bleiben. Ich vermute mal, dass er mich im Gegenzug als zu schnell empfand. Immerhin rede ich ja wie ein Wasserfall! ;o))

Es hat aber ganz klar Vorteile, langsam zu sprechen. Man hat dabei Zeit, sich zu überlegen, was man sagen will, ohne dass es jemandem auffällt. Ich finde Herr Suter hat sich und mich hervorragend gerettet, als die Frage kam, was er mir denn für Erfolgstipps geben würde. :D

Vielen Dank, Herr Suter und Ihnen weiterhin viel Erfolg!

 

Ein spannendes Wochenende ging zu Ende. Und ich musste feststellen, dass ich gar keine Fotos gemacht hatte! Sollte dieses nicht mein erster und letzter Fernsehauftritt gewesen sein, bin ich nächstes Mal hoffentlich schlauer. :o)))

 

Eure Marita


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Kommentare: 4
  • #1

    Annette S. (Donnerstag, 11 Juni 2015 19:26)

    Liebe Marita (ich bin so frech einfach mal zu Duzen), meine Mutter hat mich gestern auf die Sendung aufmerksam gemacht. Normalerweise sehe ich sie jede Woche, weil auch ich vom Menschen Frank Elstner sehr angetan bin (aus genau deinen genannten Gründen). Zum Glück konnte ich sie gestern noch in der Mediathek anschauen.
    Was soll ich sagen: Wow und herzlichen Dank für diesen mutigen und sympatischen Auftritt!!!

    ich schreibe nicht ohne Grund, denn so wie ich es sehe, leiden wir am selben Krankheitsbild. Seit ein paar Jahren kenne ich den Namen CFS oder auch ME dafür. Mittlerweile wurde auch noch Fibromyalgie diagnostiziert und eine MCS macht es obendrein noch schwerer. Aber ganz egal, wie man das Kind nennt, es ist eine Multisystemerkrankung und man weiß nicht, wo man mit dem Behandeln anfangen soll, an welcher Schraube zuerst drehen, wo lieber nicht. Im Grunde ein ständiger Selbstversuch.
    Ich bewundere deinen Mut dich auf diesen Weg gemacht zu haben. Denn auch ich habe leidvolle Erfahrungen mit parfumierten Mitmenschen, den Bahngeräuschen, der ganzen Hektik draußen. Zwar lebe ich in Deutschland mitten in einer Stadt, dennoch komme ich kaum mehr vor die Tür. Mangels Kraft, aber auch, weil mir diese Welt draußen sehr stark zusetzt. Auch Besuche kann ich nur kurz und selten empfangen.

    Internet sei dank habe ich viele Kontakte, mittlerweile auch zu ebenfalls erkrankten. Es ist leichter, weil ich mich nicht erklären muss und nicht angst haben muss, als verrückt, eingebildet krank oder psychisch krank dargestellt zu werden.
    Aber ich sehe auch die Gefahr, sich fast nur noch mit der Krankheit zu beschäftigen. Da ich gerne schreibe, kommt mir das mailen natürlich gelegen. Kleinere persönliche Texte schaffe ich hin und wieder auch mal. Vom Bücherschreiben bin ich weit entfernt. ich weiß auch nicht, ob ich jemals wieder so weit gesundheitlich in der Lage sein werde.

    Du bist da für mich ein richtiges Positivbeispiel! Gleichwohl habe ich beim betrachten deines Auftritts arg mitgelitten, weil ich ja weiß, dass es einem erst nach einer stressigen Situation so richtig schlecht geht und die Wenigsten das dann mitbekommen.
    Ich hoffe, dass du dich gut davon erholen kannst

    ganz liebe Grüße, Annette

  • #2

    Marita (Freitag, 12 Juni 2015 07:56)

    Hallo liebe Annette,
    ich bin dabei mich zu erholen. Wie du offensichtlich weißt, dauert das ... Vielen Dank für deinen Brief, wenn du dich austauschen willst, kannst du dich auch gern über meinen Kontakt bei mir melden.
    Ich habe nun schon mehrfach gehört, dass ich als positives Bespiel empfunden wurde und freue mich sehr darüber! Denn genau darum geht es, man muss immer das Beste aus seiner Situation machen, nie aufgeben und sich eine Aufgabe suchen. :o)))
    Liebe Grüße, Marita

  • #3

    Dagmar Hailer (Sonntag, 21 Juni 2015 11:20)

    meine liebe Marita, du warst und bist SPITZE!!!

    ich kann Dir nur immer wieder gratulieren, ich freue mich dass Du wieder hier in Schweden bist, ich freue mich schon auf Dein 3. Buch, Deine Dagmar aus Schweden

  • #4

    Pebby Art (Montag, 22 Juni 2015 08:01)

    Hallo Marita,
    ein toller Bericht! Sehr interessant, zu erfahren, was dir alles vorher noch passiert ist und wie es beim Fernsehen so ablief. Weiter so!
    Viele liebe Grüße,
    Pebby