Minileseprobe der Woche 18
»Wie hast du uns eigentlich gefilmt?«, fragte ich wie beiläufig. Erik griff das Lenkrad fester. Doch dann schien er sich zu erinnern, dass er ja gerade dabei war, mein Vertrauen zu gewinnen und viel von mir erwartete. Zu viel.
»Unsere Technologie ist anders als eure. Nicht unbedingt fortschrittlicher in allen Bereichen, aber doch sehr unterschiedlich.« Erik bremste scharf, hielt am Straßenrand und wandte sich mir mit dem Scanner in der Hand zu. »Du hast einen Marker im Haar, damit kann ich filmen, was du siehst oder was um dich herum geschieht. Je nachdem, wo er sitzt.«
Ich begann mir sofort, mit den Fingern durch die Haare zu fahren.
»Du kannst den Marker nicht erfühlen. Er hat sich mit deiner Haarstruktur verbunden.«
Ich blitzte ihn böse an.
»Wenn du ihn nicht sofort entfernst, rasier ich mich kahl, das schwör ich!«
Er grinste und tippte etwas auf dem Scanner.
»Hier, siehst du? Schau in den Spiegel.« Er klappte die Sonnenblende für mich herunter und zeigte auf einen blau leuchtenden Fleck in meinem Haar.
»Das da?«, fragte ich ungläubig. Meine Überraschung ging schnell wieder in Angesäuertsein über.
»Eine Schere, ein Messer, irgendwas!«, verlangte ich und hielt ihm fordernd meine Hand hin.
Erik griff in seine Tasche, holte ein Etui hervor und entnahm eines von Dutzend scharfen Gegenständen, von denen ich keines kannte.
»Halte still!«, riet er mir.
Er führte den Scanner näher – ich beobachtete ihn genau im Spiegel – und sortierte die Strähne mit dem blauen Marker aus. Der Scanner fiel ihm aus der Hand, er murmelte etwas zur Entschuldigung, hantierte mit Etui, Jacke und Scanner herum, bis er endlich besagte Strähne abtrennen konnte. Zum Glück war es eine dünne Strähne.
Keine Frau – schon gar keine Siebzehnjährige – ließ sich gern im Haar herumpfuschen. Der Typ schien das nicht zu wissen, sonst hätte er meine Drohung mit dem Kahlrasieren nicht ernst genommen. Ich inspizierte sein Werk. Es fiel gar nicht auf, dass etwas fehlte. Dafür leuchtete die Strähne jetzt in seiner Hand. Er machte den Scanner aus und legte meine braune Locke in die Mittelkonsole.
Wollte er die etwa behalten? Ich überlegte, ob ich das blaue Zeug untersuchen lassen sollte. Simon wüsste bestimmt, was er machen müsste. Ich hatte keinen blassen Schimmer von Chemie, aber Simon beherbergte in seinem Zimmer ein kleines Labor – zum Ärger seiner Eltern, denn er hatte die Bude bereits einmal in die Luft gejagt.
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